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Erscheinungen um die Kirche Aeschi

 

Im Buch "Geschichte des Solothurnischen Amtei-Bezirkes Kriegstetten" von Ludwig Rochus Schmidlin aus dem Jahr 1895, einer Sekundärquelle, sind Beschreibungen der an der im Jahr 1684 neu errichteten Pfarrei Aeschi angegliederten Dörfer und deren Einwohner zu finden. Diese Beschreibungen stammen, dies ist die primäre Quelle, vom ersten Pfarrer der Pfarrei Aeschi, Johann Jakob Keller. Zum Dorf Etziken, dem zweiten, welches nach Aeschi aufgeführt ist, notiert er einleitend:

Das zweite ist Ezichen in der Richtung gegen die Stadt Solothurn, an Grösse und Menge der Häuser und der Menschen das erste Dorf überragend, glühend durch katholischen Glauben und Frömmigkeit; es zählt 30 Häuser, die Scheunen abgerechnet, und ungefähr 200 Seelen. (Geschichte des Solothurnischen Amtei-Bezirkes Kriegstetten, 1895, Buchseite 204)

Bleibt zu ergänzen, dass Etziken das am nächsten liegende Dorf zur Pfarrkirche war - neben Aeschi selber. Somit ist eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Etziker und auch Etziker Müller bei den nachfolgend beschriebenen Ereignissen teilgenommen haben, gegeben.

Ludwig Rochus Schmidlin zitiert nun in senem Buch den Pfarrer Johann Jakob Keller aus seinem Jahrzeitbuch weiter:
 
Auch hat der Himmel durch Zeichen seiner höchsten Gunst angedeutet, daß ihm das Unternehmen wohl gefalle. Es ist nämlich von höchst glaubwürdigen Zeugen erzählt worden, Schnitter hätten schon vor der Errichtung dieses Tempels an dessen Stelle zur Erntezeit öfters einen sehr lieblichen Gesang gehört . Aehnliches geschah im Jahre 1685. Denn der fromme und glaubwürdige Bartholomäus Meyer von Ezichen hat mir (Joh. Jakob Keller, Pfarrer) bezeugt, daß er daselbst Nachts im Vorbeigehen die Kirche in wunderbarem Glanze habe strahlen gesehen und in derselben zu seiner Verwunderung feierlich singen hören. Gleichen Glanz beobachteten zwei Nachtwächter den 21. Januar 1692.(Ludwig Rochus Schmidlin, Geschichte des Solothurnischen Amtei-Bezirkes Kriegstetten, 1895, Buchseite 200)

Es ist nun erstaunlich, dass neben den bis anhin aufgeführten Quellen die Erzählung der Erscheinungen noch einen anderen Weg in die heutige Zeit gefunden haben: den mündlich weitererzählten. Dieser Weg ist dokumentiert im Buch "Solothurner Geschichten", verfasst von Elisabeth Pfluger, wo diese Geschichte, etwas verändert, im Jahr 1984 ein weiteres Mal verschriftlicht wurde. Eine Kopie dazu findet sich hier:  Die ersti Chilche im ussere Wasseramt . Im Erzähler- und Quellenverzeichnis sind auch diejenigen Personen aufgeführt, die Elisabeth Pfluger die Geschichte mündlich erzählt haben. Es sind dies: Hans Kaufmann (63) 1983, Aeschi; Pius Misteli, (73), 1965, Aeschi; Adele Tatarinoff (80), 1977, Solothurn und viele andere.

 

Die Kirche von Aeschi; eine Illustration (Ausschnitt) von Oskar Fluri zu der Geschichte "Die ersti Chilche im ussere Wasseramt" im Buch "Solothurner Geschichten" von Elisabeth PflugerDie Kirche von Aeschi; eine Illustration (Ausschnitt) von Oskar Fluri zu der Geschichte "Die ersti Chilche im ussere Wasseramt" im Buch "Solothurner Geschichten" von Elisabeth Pfluger

 

Neben dieser ersten Gruppe von Erscheinungen sollen sich ein paar Jahre später weitere Erscheinungen ereignet haben. An anderer Stelle in Schmidlins Buch ist weiteres Zitat des Pfarrers Keller zu finden:

Keller bemerkt nämlich weiter hinten im Jahrzeitbuch, Monat Juli, es habe am Skapulierfest den 17. Juli 1707 nach der Wandlung das Bild des hl. Michael seinen Spieß, den er mit der rechten Hand in den Drachenkopf eingesteckt hielt, aus diesem zurückgezogen und durch seine Hand fallen lassen bis an das Altarkreuzlein, worauf das ganze Bild "vertattert" sei und sich am ganzen Leib "verschüttelet" habe, so daß etliche Blumenblätter von dem "grünen Mayen" , mit welchem das Bild geziert war, herunterfielen. Dieses Zeichen hätten sehr viele Leute, Manns-, und Weibspersonen gesehen, welche bereit waren , im Falle der Noth dies mit einem Eide zu bezeugen. Nachmittags unter der Vesper wurde von etlichen frommen Töchtern und Weibspersonen auf dem Altare vor dem ausgesetzten hochwürdigsten Gut ein "extraordinäres, sonderbares" Licht gesehen, welches bald hell brannte, bald zu erlöschen schien. (Ludwig Rochus Schmidlin, Geschichte des Solothurnischen Amtei-Bezirkes Kriegstetten, 1895, Buchseite 202)

Diese zweite Gruppe von Erscheinungen ist, im Vergleich zur ersten, ungleich dramatischer. Sie ist auch, wenn wir sie generell mit anderen Erscheinungen vergleichen, ziemlich einmalig. Es ist, im Gegensatz zu der ersten Gruppe, kein weiterer Zweig der Überlieferung feststellbar. Und, wenn wir eine gewisse "Motivation" für die Erscheinungen suchen, dann stellen wir bei der ersten Gruppe eine solche fest, nämlich den Bau der Kirche; bei der zweiten Gruppe, die mehr als zwanzig Jahre nach dem Bau stattfand, lässt sich keine solche finden. Ein auffälliges Detail ist auch das Datum: Der 17. Juli 1707 ergibt, nur in Zahlen geschrieben, zwei identische Vierergruppen (17071707).

An dieser Stelle wird auf eine Wertung und Beurteilung dieser Erscheinungen, zum Beispiel bezüglich Wahrheitsgehalt, verzichtet. Die hier aufgeführten Erzählungen sollen in erster Linie zeigen, wie stark die Bindung, die Auseinandersetzung und allenfalls auch die Abhängigkeit unserer Vorfahren und Verwandten mit der Kirche und der Religion waren.

 

 

 

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