Etziken und die dort ansässigen Müller
Vor fast einem halben Jahrtausend, im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit, lassen sich in Etziken die ersten Personen mit Familiennamen Müller urkundlich belegen. Es handelt sich dabei um sesshafte, mit entsprechendem Besitz ausgestattete Bauern. Aufgrund verschiedener Merkmale können wir davon ausgehen, dass es sich um unsere Vorfahren handelt. In dieser Aussage bleibt aber (vorerst noch) ein spekulatives Element.
Links befindet sich das erste Bild der den Text ergänzenden, achtteiligen Reihe Darstellungen von Etziken im Lauf der Zeit. Die Beschreibung zum Bild wird bei Darüberbewegen der Maus eingeblendet. |
Im Jahr 1612 beginnt die eigentliche, sogenannte Stammreihe der Müller von Etziken. Ab diesem Punkt können wir mittels verschiedener Quellen lückenlos die Nachfahren über mindestens dreizehn Generationen bis heute nachverfolgen und mit Sicherheit belegen.
Bis zur Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts sind die Müller in Etziken, wie die meisten anderen Bewohner, fast ausnahmslos in der Landwirtschaft tätig, und sie sind zehntenpflichtig. Das führt immer wieder zu kleineren und grösseren Konflikten mit der Obrigkeit. Im Jahre 1653 gipfelt es in einem Volksaufstand, dem Schweizer Bauernkrieg. An diesem sind anscheinend auch Etziker Müller beteiligt: Eine Sekundärquelle erwähnt, dass zwei Müller aus Etziken mit empfindlichen Strafen, hier Bussen, belegt werden. Es bleibt abzuklären, aufgrund welcher Taten sie gebüsst werden und ob sie unsere Vorfahren oder mit uns verwandt sind.
In dieser Zeit finden wir Auffälligkeiten, bei denen für unsere Etziker Müller eine direkte Teilnahme nicht belegbar ist. Aber sie finden im nahen Umfeld statt, und man kann davon ausgehen, dass der eine oder andere unserer Vorfahren oder Verwandten am Geschehen beteiligt ist. Wir haben dadurch bei den hier in Form von Erzählungen dargestellten Auffälligkeiten auch einen Einblick in deren Geistes- und Gefühlsleben. Hierbei handelt es sich um Aufzeichnungen über Erscheinungen um die Kirche Aeschi, zu den Solothurnischen Hexenprozessen und um Im Tägermoos, eine Etziker Sage.
Im Familiennamenbuch des Historischen Lexikons der Schweiz sind die Müller - zusammen mit den Bader, Felder, Glutz, Hofer, Jäggi, Kaufmann, Kähli, Marti, Meier, Misteli, Ochsenbein, Ris, Stampfli, Trösch und Wetterwald - als vor dem Jahr 1800 in Etziken eingebürgert dokumentiert und belegt. In dieser Zeit wird die erste Schule in Etziken eingerichtet, was darauf deutet, dass ein grosser Teil der dortigen Bevölkerung bis dahin weder lesen noch schreiben kann.
Im 19. Jahrhundert finden vermehrt Ab- und Auswanderungen der Müller aus Etziken statt, sowohl aus dem Dorf Etziken und dem Stadtstaat und Kanton Solothurn wie auch ins Ausland und sogar nach Übersee. Gleichzeitig und mit der beginnenden Industrialisierung wenden sich die in Etziken verbleibenden Müller langsam von der Landwirtschaft ab und der Industrie und dem Handwerk zu. Ein typisches Beispiel dafür ist Urs Viktor, genannt "Viggi", Sohn des Urs, geboren 1872, Vertreter des "Ansässigen Zweigs": Er arbeitet als Spinnmeister in der Kammgarnspinnerei Derendingen. In Etziken selber betreibt er eine kleine Landwirtschaft mit etwas Flur und Vieh - der Stall steht heute noch.
Das vorletzte Jahrhundert bringt zudem grosse politische Änderungen: Aus dem Stadtstaat Solothurn mit seiner Aristokratie, dem Patriziat als Herrschaftsform entsteht der als Teil eines Bundesstaates demokratisch organisierte Kanton mit seinen Bürgern. Erst ab etwa 1850 haben diese vollwertige Wahl- und Stimmrechte. Der Zehnten wird abgeschafft.
In der jüngeren Vergangenheit übernehmen die Müller Verantwortung in der Gemeinde Etziken, zum Beispiel als Bürgerammänner. Seit dem Jahr 1933 haben sie drei gestellt. Ausserdem leisten sie bedeutende Beiträge zu der ökonomischen Entwicklung Etzikens - siehe diesen internen Link dazu. Müller von Etziken sind zudem im näheren Umland in Aktion getreten - siehe diesen internen Link dazu.
Etziken hat seine seine Ländlichkeit bis in die heutigen Tage zu einem Teil bewahren können. Seine Einwohner sind, so hört man, auch heute noch bescheiden. Die Müller von Etziken sind, verteilt über die Schweiz und die Welt, zahlreich vertreten, auch in Etziken sind wir - wenn auch weniger zahlreich - präsent.
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